Rudolf Post
Badisches Wörterbuch
Arbeitsbericht für das Jahr 2006

Im Berichtsjahr konnte, wie in den Vorjahren, die Erarbeitung und Publikation des Badischen Wörterbuchs zügig fortgeführt werden. Doppellieferung 70/71 (Samstagabend- Schälete) erschien im März 2006. Lieferung 72 und 73 sind fertig erarbeitet und sollen Anfang des nächsten Jahres als Doppellieferung erscheinen. Die Manuskripterarbeitung steht zum Jahreswechsel 2006/07 beim Wort schlagen.
 
Die Personalsituation im Berichtsjahr:
Leiter: Dr. Rudolf Post, volle Stelle als wiss. Mitarbeiter, 2-4 Wochenstd. Lehrverpflichtung.
Sekretariat: Friedel Scheer-Nahor, M. A., Halbtagsstelle.
Wissenschaftliche Hilfskräfte mit je 35 Stunden im Monat: Anna Herb (Febr. - Dez.); Kathrin Weisser/Harder (März-Dez.); Annika Ganter (ab 15. Okt - Dez.).

Dankenswerterweise hat auch in diesem Jahr der ehemalige Bearbeiter des Badischen Wörterbuchs, Herr Dr. Gerhard W. Baur, das Manuskript der neuen Doppellieferung Korrektur gelesen.

Neben ihrer Sekretariatsarbeit und dem Zuarbeiten zur Wörterbuchredaktion hat Frau Scheer-Nahor in diesem Jahr ihre Arbeit am Artikelmanuskript mit der Wortstrecke (Scher - Schewrostiefel) fortgesetzt. Im Jahr 2007 wird sie diese Arbeit an der Wortstrecke Schm- weiterführen.


Zu den Arbeiten und Ergebnissen im Einzelnen:

1) Die erschienenen Lieferungen 70 und 71 beinhalten den Rest der Buchstabenstrecke Sa-, nämlich die Stichwörter Samstagabend-Saxenwald und den Anfang der Strecke Sch- bis Schälete, insgesamt die Seiten 417-480 des 4. Bandes. Enthalten sind darin die Sprachkarten Samstag, saufen und Schale (vom Ei, von Kartoffeln). Wie bei den Lieferungen zuvor, stellte uns der „Südwestdeutsche Sprachatlas“ für die Wortartikel und Karten bereitwillig Material aus seinen Sammlungen zur Verfügung. Herzlichen Dank!

2) Neben der Erarbeitung des Wörterbuchmanuskripts wurde die Komplettierung der erweiterten elektronischen Lemmaliste (Stichwort, Wortart, Gliederung und Bedeutungsangabe) für die neu hinzugekommene Wortstrecke fortgeführt.

3) Das elektronische Volltextcorpus des Wörterbuchs wurde ausgebaut und weiter vereinheitlicht. Neben den schon komplett elektronisch vorliegenden Bänden 3 und 4 (soweit publiziert), konnte im Berichtsjahr die Volltext-Erfassung am 2. Band mit den Lieferungen 15-22 fortgeführt werden. Die Lieferungen 12, 13, 14 sind gerade in der Erfassung. Die Erweiterung des Volltextcorpus soll im Rahmen des Möglichen für den Rest der Bände 1 und 2 des Badischen Wörterbuchs fortgesetzt werden.

4) Zum Jahresende wurde damit begonnen, den gesamten Bibliotheksbestand (ca. 3700 Bücher) erstmalig mit dem inzwischen elektronisch vollständig eingearbeiteten Standortkatalog des Badischen Wörterbuchs abzugleichen. Alle Bibliothekseinheiten des Badischen Wörterbuchs sind über das im Internet verfügbare Recherche- und Ausleihsystem (OLIX) einsehbar.

5) Wie in den Vorjahren, erreichten die Arbeitsstelle zahlreiche Anfragen zu mundartlichen oder namenkundlichen Problemen, die beantwortet wurden. – Der Berichterstatter hat daneben Rezensionen zur Dialektologie und zu Sondersprachen verfasst, die u. a. in den Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik erschienen sind, bzw. noch erscheinen werden. Daneben wirkte der Berichterstatter in folgenden wissenschaftlichen bzw. mundartfördernden Gremien mit: als Mitglied des Kuratoriums für österreichische Dialekt- und Namenlexika der Österreichischen Akademie der Wissenschaften; als Mitglied der Jury des nordbadischen Mundartdichterwettbewerbs der Bezirksregierung Nordbaden, als Mitglied der Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften und als Vorstandsmitglied bei der Muettersproch-Gsellschaft – Verein für alemannische Sprache.

6) Im Berichtsjahr kamen Medienvertreter, Wissenschaftler, Studenten und auch Laienforscher in die Arbeitsstelle, um sich über die Arbeit am Badischen Wörterbuch zu informieren oder sich in dialektologischen oder lexikographischen Fragen beraten zu lassen. Am 12. Mai besuchte die bekannte Autorin, Frau Dr. Inge Auerbacher, New York, die Arbeitsstelle des Badischen Wörterbuchs. Sie war eines der wenigen jüdischen Kinder, die das Konzentrationslager Theresienstadt zusammen mit ihren Eltern überlebt hat. Sie ist als Kind im badischen Kippenheim und im schwäbischen Jebenhausen aufgewachsen und wurde von uns über die Alltagssprache von Juden in ländlichen Gebieten Südwestdeutschlands befragt. – Von Okt. 2005 bis April 2006 forschte Frau Alvina Ivanescu von der Universität Temesvar im Rahmen eines durch ein siebenmonatiges DAAD-Stipendium geförderten Dissertationsprojekts "Zur lexikographischen Theorie und Empirie eines Sprachinselwörterbuchs – Vorstudien zu einem Banater deutschen Wörterbuch" in der Arbeitsstelle des Badischen Wörterbuchs. Von Oktober bis Dez. 2006 arbeitete Frau Anastasiia Poshtaruk von der Staatlichen Universität Czernowitz/Ukraine im Rahmen eines dreimonatigen DAAD-Stipendiums an ihrer sprachwissenschaftlichen Magisterarbeit unter der Betreuung des Berichterstatters in der Arbeitsstelle des Badischen Wörterbuchs.

7) Im Rahmen seiner Lehrverpflichtungen bot der Berichterstatter im SS 2007 an der Universität Freiburg ein Proseminar "Mundart und regionale Sprachkultur" und im WS 2006/07 ein Proseminar "Deutsch als Minderheitensprache" an. Im Rahmen des Seminars „Mundart“ wurde eine eintägige Exkursion in den Hegau unternommen, bei dem die Studierenden Gelegenheit hatten, Methoden dialektologischer Feldforschung unter realen Bedingungen anzuwenden. Verbunden mit der Lehrtätigkeit waren Prüfungsverpflichtungen, dies waren im Berichtsjahr 17 Zwischenprüfungstermine.

Freiburg i. Br., 22. 12. 2006
 

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