Rudolf Post
Badisches Wörterbuch
Arbeitsbericht für das Jahr 2004
Im Berichtsjahr konnte, wie in den Vorjahren, die
Erarbeitung und Publikation des Badischen Wörterbuchs zügig fortgeführt
werden. Doppellieferung 66/67 (Riedmatte-Rübenschese) erschien
im März 2004. Lieferung 68 und 69 sind fertig erarbeitet und sollen
Anfang des nächsten Jahres als Doppellieferung erscheinen. Mit Lieferung
69, die bis zum Stichwort Samstag gehen wird, ist der Anfang des Buchstabens
S erreicht, der in allen deutschen Wörterbüchern den größten
Umfang beansprucht. Seine Erarbeitung wird im jetzigen personellen Rahmen
etwa 9 Jahre dauern. Die Manuskripterarbeitung steht zum Jahreswechsel 2004/05
beim Wort Sauerkraut.
Die Personalsituation im Berichtsjahr:
Leiter: Dr. Rudolf Post, volle Stelle als wiss. Mitarbeiter, 2-4 Wochenstd.
Lehrverpflichtung.
Sekretariat: Friedel Scheer-Nahor, M. A., Halbtagsstelle.
Wissenschaftliche Hilfskräfte: Anna Herb und Kathrin Weisser mit je
35 Stunden im Monat.
Dankenswerterweise hat auch in diesem Jahr der ehemalige Bearbeiter des
Badischen Wörterbuchs, Herr Dr. Gerhard W. Baur, das Manuskript der neuen
Doppellieferung Korrektur gelesen.
Neben ihrer Sekretariatsarbeit und dem Zuarbeiten zur Wörterbuchredaktion
hat Frau Scheer-Nahor in diesem Jahr ihre Arbeit am Artikelmanuskript mit
der Wortstrecke (S-Sägemehl) fortgesetzt. Im Jahr 2005 wird
sie diese Arbeit an der Wortstrecke Sch- weiterführen.
Zu den Arbeiten und Ergebnissen im einzelnen:
1) Die erschienenen Lieferungen 66 und 67 beinhalten vom Buchstaben R die
Stichwörter Riedmatte-Rübenschese und damit die Seiten
289-352 des 4. Bandes. Enthalten sind darin die Sprachkarten Riemen
und Rotkraut. Wie bei den Lieferungen zuvor, stellte uns der
„Südwestdeutsche Sprachatlas“ für die Wortartikel und Karten bereitwillig
Material aus seinen Sammlungen zur Verfügung. Herzlichen Dank!
2) Neben der Erarbeitung des Wörterbuchmanuskripts wurde die Komplettierung
der erweiterten elektronischen Lemmaliste (Stichwort, Wortart, Gliederung
und Bedeutungsangabe) für die neu hinzugekommenen Wortstrecken fortgeführt.
3) Das elektronische Volltextcorpus des Wörterbuchs wurde ausgebaut
und weiter vereinheitlicht. Neben den schon komplett elektronisch vorliegenden
Bänden 3 und 4 (soweit publiziert), konnte im Berichtsjahr die Volltext-Erfassung
am 2. Band mit den Lieferungen 30-34 fortgeführt werden. Die Lieferungen
28 und 29 sind gerade in der Erfassung. Die Erweiterung des Volltextcorpus
soll im Rahmen des Möglichen für den Rest der Bände 1 und
2 des Badischen Wörterbuchs fortgesetzt werden.
4) In beschränktem Umfang wurden weiterhin Quellen erschlossen und
Datensammlungen angelegt oder komplettiert. Dies waren: Die Volltexterfassung
und Auswertung älterer aber ergiebiger Quellen aus der Mundartliteratur,
nämlich: August Ganther: Stechpalmen. Luschdigi Schwarzwaldgschichde
in nieder-alemannischer Mundart. Freiburg 1900 und Oskar Furtwängler:
Die Uhrenmacher im Schwefeldobel. Freiburg 1924.
Weiterhin wurde eine Datenbank mit Autoren und Werken der Mundartliteratur
im Arbeitsgebiet des Badischen Wörterbuchs erstellt. Sie enthält
derzeit 427 Autor(inn)en mit 1380 Titeln. Dazu gibt es eine interaktive
Karte, die die areale Verteilung der Autoren dokumentiert. Eine ebensolche
Karte wurde für Ortsdialektwörterbücher im Badischen erarbeitet.
– Ein Mikrofilm mit ca. 540 Seiten einer Handschrift mit dem Leben der Hl.
Elisabeth, die um 1480 vermutlich in Freiburg niedergeschrieben wurde, konnte
durch zeitweilige Überlassung des Films digitalisiert und als Kopie
in das Wörterbucharchiv übernommen werden. – Gegen Ende des Berichtsjahrs
wurde mit Unterstützung und Nutzung der apparativen Gegebenheiten der
von Prof. Auer geleiteten Forschungsstelle im gleichen Hause damit begonnen,
die zwischen 1970 und 1990 von Gerhard W. Baur für das Badische Wörterbuch
aufgenommenen oder zusammengtragenen Tonbandaudnahmen von Mundarten aus
dem Untersuchungsgebiet des Badischen Wörterbuchs zu digitalisieren.
Diese Aufnahmen, die mehrere hundert Stunden umfassen, sind für viele
Orte die ersten Tondokumente. Die Digitalisierung soll sukzessive in den
nächsten Jahren fortgeführt werden.
5) Wie in den Vorjahren, erreichten die Arbeitsstelle zahlreiche Anfragen
zu mundartlichen oder namenkundlichen Problemen, die beantwortet wurden.
– Der Berichterstatter hat daneben Aufsätze und Rezensionen zur Dialektologie,
Sprachgeschichte und Lexikographie verfasst, die u. a. in den Rheinischen
Vierteljahrsblättern und der Zeitschrift für Dialektologie und
Linguistik erschienen sind, bzw. noch erscheinen werden. Daneben wirkte der
Berichterstatter in folgenden wissenschaftlichen bzw. mundartfördernden
Gremien mit: als Mitglied des Kuratoriums für österreichische Dialekt-
und Namenlexika der Österreichischen Akademie der Wissenschaften; als
Mitglied der Jury des nordbadischen Mundartdichterwettbewerbs der Bezirksregierung
Nordbaden, als Mitglied der Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung
der Wissenschaften und als Kuratoriumsmitglied bei der Muettersproch-Gsellschaft.
– Im Rahmen des vom Südwestrundfunk, der Badischen Zeitung und der Muettersproch-Gsellschaft
ausgerichteten Autoren-Wettbewerbs "Mir sueche die Beschde" wirkte der Berichterstatter
bei der Auswahl der Einsendungen und in der Jury mit und nahm auch in einer
SWR-Sendung dazu Stellung.
6) Im Berichtsjahr kamen Medienvertreter, Wissenschaftler, Studenten und
auch Laienforscher in die Arbeitsstelle, um sich über die Arbeit am
Badischen Wörterbuch zu informieren oder sich in dialektologischen oder
lexikographischen Fragen beraten zu lassen. – Am 19. und 20. 2. 2004 besuchte
der neue Leiter des von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften betreuten
Ostfränkischen Wörterbuchs, Herr PD Dr. Alfred Klepsch die Arbeitsstelle
des Badischen Wörterbuchs zu einem Erfahrungsaustausch. – Am 17. 9.
2004 stattete das Personal des Badischen Wörterbuchs der Arbeitsstelle
des "Glossaire des patois de la Suisse romande" in Neuchâtel einen
Besuch ab. – Am 12. 10. 2004 hatten wir Gelegenheit, mit Herrn Dr. Kurt Maier
eine Sprachaufnahme zum Wortschatz badischer Landjuden in Kippenheim aufzunehmen.
– Fast täglich wurden über E-Mail eingelaufene Anfragen zur Mundart
und Namenkunde Südwestdeutschlands beantwortet.
7) Im Rahmen seiner Lehrverpflichtungen bot der Berichterstatter im SS
2004 an der Universität Freiburg ein Proseminar "Phraseologie des Deutschen"
und im WS 2004/04 ein Proseminar "Namen in linguistischer Sicht" an.
Freiburg i. Br., 23. 12. 2004
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