Rudolf Post
Badisches Wörterbuch
Arbeitsbericht für das Jahr 2003

Im Berichtsjahr konnte, wie in den Vorjahren, die Erarbeitung und Publikation des Badischen Wörterbuchs zügig fortgeführt werden. Doppellieferung 64/65 (rechten-Riedlos) erschien im Februar 2003. Lieferung 66 und 67 sind fertig erarbeitet und sollen Anfang des nächsten Jahres als Doppellieferung erscheinen. Mit Lieferung 66/67, die bis zum Stichwort Rübenschese gehen wird, verbleibt nur noch ein kleiner Teil des Buchstabens R. Die Manuskripterarbeitung steht zum Jahreswechsel 2003/04 beim Wort ruhen.
 
Die Personalsituation im Berichtsjahr:

Leiter: Dr. Rudolf Post, volle Stelle als wiss. Mitarbeiter, 2-4 Wochenstd. Lehrverpflichtung.
Sekretariat: Friedel Scheer-Nahor, M. A., Halbtagsstelle.
Wissenschaftliche Hilfskräfte: Anna Herb (ab Mai 2003) und Kathrin Weisser (ab Mai 2003) mit je 35 Stunden im Monat.

Dankenswerterweise hat auch in diesem Jahr der ehemalige Bearbeiter des Badischen Wörterbuchs, Herr Dr. Gerhard W. Baur, das Manuskript der neuen Doppellieferung Korrektur gelesen.

Neben ihrer Sekretariatsarbeit und dem Zuarbeiten zur Wörterbuchredaktion (Belege geographisch erfassen, das Wörterbuchtyposkript druckfertig machen, Korrekturlesen usw.), hat Frau Scheer-Nahor in diesem Jahr damit begonnen, parallel zum Berichterstatter eine eigene Wortstrecke (S-Sache) als Artikelmanuskript zu erfassen. Dies soll, soweit zeitlich möglich, auch in den Folgejahren fortgeführt werden.

Nach der Emeritierung von Herrn Prof. Dr. Dr. hc Volker Schupp, dessen Lehrstuhl die Stelle des Leiters des Badischen Wörterbuchs zugeordnet ist, wurde ab 2003 sein Nachfolger, Herr Prof. Dr. Hans-Jochen Schiewer, der unmittelbare Vorgesetzte des Berichterstatters.


Zu den Arbeiten und Ergebnissen im einzelnen:

1) Die erschienenen Lieferungen 64 und 65 beinhalten vom Buchstaben R die Stichwörter rechten-Riedlos und damit die Seiten 225-288 des 4. Bandes. Enthalten sind darin die Sprachkarten Reckhoder ‚Wacholder‘, regnen, reiben, Reif (am Fass), reißen und Rhein. Wie bei den Lieferungen zuvor, stellte uns der „Südwestdeutsche Sprachatlas“ für die Wortartikel und Karten bereitwillig Material aus seinen Sammlungen zur Verfügung. Herzlichen Dank!

2) Neben der Erarbeitung des Wörterbuchmanuskripts wurde die Komplettierung der erweiterten elektronischen Lemmaliste (Stichwort, Wortart, Gliederung und Bedeutungsangabe) für die neu hinzugekommenen Wortstrecken fortgeführt.

3) Das elektronische Volltextcorpus des Wörterbuchs wurde ausgebaut und weiter vereinheitlicht. Neben den ohnehin elektronisch erstellten Teilen des Bandes 4 konnte im Berichtsjahr die Volltext-Erfassung des 3. Bandes abgeschlossen werden. Die Erweiterung des Volltextcorpus soll im Rahmen des Möglichen fortgesetzt werden.

 4) In beschränktem Umfang wurden weiterhin Quellen erschlossen und verzettelt. Dies waren: Das Seelbuch von Steinmauern (1. Hälfte 15. Jh.); Thoma, Fridolin: Hütten und Rüttehof (2001), eine Mundartsammlung aus Emmendingen von Burkart (2000) und ein historisches Arzneybuch aus Bierbronnen von 1819. Ferner die Namen aus der Darstellung von K. Kunze: Wehra, Strittmatt, Segeten - Namen im Hotzenwald (2002). Zusätzlich wurde eine Datenbank mit Autoren und Werken der Mundartliteratur aus dem Arbeitsgebiet des Badischen Wörterbuchs von den Anfängen bis heute erstellt, die weiterhin aktualisiert werden soll. Aus den Sammlungen zum Badischen Wörterbuch wurden die Mappen mit eingesandtem Material nach Orten und Sammlern sortiert und elektronisch erfasst.

5) Am 27. und 28. Juni stellte sich der Arbeitsbereich „Badisches Wörterbuch“ im Rahmen des Wissenschaftsmarktes der Universität auf dem Rathausplatz in Freiburg der interessierten Öffentlichkeit vor. Die Besucher konnten sich über die Wörterbucharbeit informieren, in den bisher erschienenen Bänden nachschlagen, sich vom Computer die Herkunft ihrer Mundart lokalisieren lassen oder an einem Mundartquiz teilnehmen. Hierzu hatte Frau Scheer-Nahor eine größere Anzahl von Fragestaffeln zu den verschiedensten Bereichen der Mundart erarbeitet, die von den Besuchern mit großem Interesse beantwortet wurden und uns dabei einen Einblick in das heute vorhandene Mundartwissen der Bevölkerung ermöglichte.

6) Wie in den Vorjahren, erreichten die Arbeitsstelle zahlreiche Anfragen zu mundartlichen oder namenkundlichen Problemen, die beantwortet wurden. Der Berichterstatter hat daneben Aufsätze und Rezensionen zur Dialektologie, Sprachgeschichte und Lexikographie verfasst, die u. a. in den Rheinischen Vierteljahrsblättern und der Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik erschienen sind, bzw. noch erscheinen werden. Daneben wirkte der Berichterstatter in folgenden wissenschaftlichen bzw. mundartfördernden Gremien mit: als Mitglied des Kuratoriums für österreichische Dialekt- und Namenlexika der Österreichischen Akademie der Wissenschaften; als Mitglied der Jury des nordbadischen Mundartdichterwettbewerbs der Bezirksregierung Nordbaden, als Mitglied der Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften und als Kuratoriumsmitglied bei der Muettersproch-Gsellschaft. Der Berichterstatters nahm vom 25. - 27. 9. 2003 an der Tagung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften „Deutsche Wortforschung als Kulturgeschichte“ in Wien teil. Am 18. Oktober hat Frau Scheer-Nahor in einer Life-Sendung des Deutschlandradios Berlin teilgenommen und dort über die Arbeit am Badischen Wörterbuch berichtet.

7) Im Berichtsjahr besuchten mehrere Medienvertreter, Wissenschaftler, Studenten und auch Laienforscher die Arbeitsstelle, um sich über die Arbeit am Badischen Wörterbuch zu informieren oder sich in dialektologischen oder lexikographischen Fragen beraten zu lassen. Frau Alvina Ivanescu von der Universität Temeswar/Rumänien wurde im Rahmen eines mehrtägigen Aufenthalts zu einem dialektlexikographischen Dissertationsthema beraten. Fast täglich wurden über E-Mail eingelaufene Anfragen zur Mundart und Namenkunde Südwestdeutschlands beantwortet.

8) Im Rahmen seiner Lehrverpflichtungen bot der Berichterstatter im SS 2003 an der Universität Freiburg ein Proseminar "Geschichte des deutschen Wortschatzes" und im WS 2003/04 ein Proseminar "Sondersprachen im Deutschen" an.

Freiburg i. Br., 19. 12. 2003

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