Dr. Rudolf Post
Adresse bis 2009:
Badisches Wörterbuch, Belfortstraße 14
Universität Freiburg i. Br.
79085 Freiburg
Zur
Herkunft der Gelbfüßler (mdal. Geelfiißler,
Gäälfiäßler, Gealfüeßler u. ä.)
Immer wieder kann man Diskussionen über die
Herkunft des Necknamens Gelbfüßler für die Bewohner
von Baden mitverfolgen, in denen
jeder Diskussionsteilnehmer seine spezielle, von den anderen Deutungen
deutlich abweichende, oft phantasievolle Erklärung zum Besten geben
kann.
Meist enden solche Diskussionen mit der Erkenntnis "Nichts Genaues weiß
man nicht". In der Tat ist meines Wissens bisher auch noch keine in
allem
schlüssige Erklärung vorgelegt worden.
Um bei
den Deutungen zur Herkunft des Necknamens Gelbfüßler
die Spreu der Phantasie etwas vom harten Weizen der Fakten trennen zu
können, soll hier einmal zusammengetragen werden, was an datier- und
lokalisierbaren Belegen zur Lösung des Problems beitragen könnte.
Die Verwendung des Necknamens Gelbfüßler
in Bezug auf die Bewohner von Baden ist relativ jung, wie ja auch das
Land Baden in seiner Erstreckung vom Main bis zum Bodensee erst eine
Schöpfung von Napoleons Gnaden ist. Doch schon viel früher lassen sich Gelbfüßler
finden, dann meist mit Bezug auf Schwaben, wobei das damalige
Verständnis des territorialen Begriffs Schwaben
bisweilen geographisch weit über den heutigen Geltungsbereich hinaus
greift. So werden ja auch heute noch aus der Perspektive der Schweizer,
Elsässer und Pfälzer alle über den Rhein angrenzenden Deutschen als Schwaben
(in drastischer Form auch Sauschwaben)
bezeichnet. Und Gustav
Schwab scheut sich nicht, seine 1837 erschienenen "Wanderungen durch
Schwaben"
auf Orte wie Baden-Baden, Freiburg, Badenweiler oder Konstanz
auszudehnen.
Und noch Ludwig Eichrodt nennt seine 1873 erschienenen Gedichte in der
Mundart aus dem Raum Karlsruhe noch Rheinschwäbisch.
Der früheste mir bekannte Beleg, der etwas zur
Klärung unserer Frage beitragen kann, stammt vom Jahr 1582 aus Johann
Fischarts "Gargantua" (Johann Fischart: Gargantua / hrsg. von A.
Alsleben. - Synopt. Abdr. d. Bearb. v. 1575, 1582 u. 1590. Halle a. S.,
1891, S. 180). Dort wird in wenig
schmeichelhaftem Kontext gesagt, dass die Schwaben gelb Füß
haben. Wie der 1546 in Straßburg geborene Johann Fischart zu
dieser Erkenntnis kam,
ist mir unbekannt. Meist wird hierfür der Schwank bzw. das Volksbuch
von
den neun (sieben) Schwaben verantwortlich gemacht, doch in den
literarischen Bearbeitungen bei Hans Sachs (1545) oder Hans Wilhelm
Kirchhof (1563) habe ich keinen Beleg für Gelbfüßler
gefunden.
Erst Sebastian Sailer (1714-1777),
der frühe Mundartautor aus dem schwäbisch-alemannischen Raum, kennt in
seiner Dialektdichtung "Die sieben Schwaben oder die Hasenjagd"
(entstanden um 1756) den ersten der Sieben Schwaben als Gelbfüßler
bzw. Gealfüaßler, die anderen sind
der Knöpfle-, Nestel-, Mücken-, Spiegel-, Blitz- und
Suppenschwab. In diesem Stück von Sebastian Sailer finden wir
auch Anhaltspunkte, die über
die Herkunft und Deutung des Namens Aufschluss geben könnten: Im
zweiten Aufzug, erster Auftritt sagt nämlich der Schultheiß zum
Gelbfüßler: "Was trümmlescht jetz so überzwear dohear. Ih
glaub, da bischt dur älle Häusle (Abtritte) im
ganza Schwobaland durgwata, so siehsch aus" (zitiert nach:
Joh. Schneiderhan, Hrsg.: Ausgewählte Dialektdichtungen aus den
Schriften Sebastian Sailers. Ravensburg 1907, S. 191). Möglicherweise,
und das kann schon für Fischart gelten, sagte man den Schwaben also von
alters her gelbe Füße nach, weil sie wegen ihrer Armut barfuß liefen
und ihre Füße daher
vom Gehen in Staub und Kot einen braun-gelben Farbton angenommen hätten.
In dem "Kriegszug der sieben Schwaben" von Ludwig Aurbacher
(erste Veröffentlichung 1827) wird dann schon der Gelbfüßler als
Bopfinger (ehemalige Reichsstadt Bopfingen, heute Ostalbkreis)
dargestellt, wobei für die Ursache der gelben Füße eine
Schwankerzählung herhalten muß,
nämlich die Geschichte von der Abgabe von Eiern an den Herzog, die zur
besseren Raumausnutzung in den Wagen eingetreten wurden. Das liest sich
dann so (zitiert nach der Ausgabe von Ludwig Mohr, Freiburg, 1917, S.
7):
"Man erzählt, daß als die von Bopfingen ihrem Herzog die jährliche
Abgabe,
die in Eiern bestanden, einstmals geben wollten, hätten sie die Eier in
einen Krättenwagen (Korbwagen) getan und, damit recht viele hinein
gingen,
mit den Füßen eingetreten, was ihrer Ehrlichkeit keine Schande macht. -
Daher haben sie denn alle, die aus jener Gegend sind, in böser Leute
Mund
den Namen Gelbfüßler erhalten".
Dass sich Gelbfüßler anfangs immer auf Schwaben
bezog, belegt auch Johann Christoph Schmid in seinem "Schwäbischen
Wörterbuch", Stuttgart 1831: Dort liest man auf S. 226:
"Gelbfüßler,
m. wurden die Würtemberger ehemals von ihren Nachbarn genannt, weil die
würtembergischen Weinbauern, also ein großer Teil der Bevölkerung des
Unterlandes gelbe hirschlederne Hosen trägt; oder wegen der Farbe der
Livree der Hofbedienten? Dergleichen Neckereien haben die Gränznachbarn
überall und zu allen Zeiten Statt gehabt ..."
In einem Mundartgedicht aus dem Nördlinger Ries aus der ersten Hälfte
des 19. Jahrhunderts (abgedruckt in Johannes Firmenich, Germaniens
Völkerstimmen, Bd. 2, [1852], S. 412) heißt es, dass man das Ries schon
zu Schwaben zähle, doch dass die Rieser keine gelben Füße hätten (Mi
rechens älls schoa zua Schwohba / Doch d' Riaserr honnt koi gälbe Füaß).
In der Anmerkung zu diesem Gedicht wird zur Erklärung Folgendes gesagt:
"Unter den sogenannten Schwabenstreichen wird auch folgender erzählt:
Eine schwäbische Stadt
einst im Begriffe, eine große Anzahl Eier zum kaiserlichen Hofe zu
senden,
berieth hin und her darüber, wie die Menge der Eier unterzubringen und
fortzuschaffen sei. Endlich kam man darin überein, die Eier auf dem
Wagen
einzutreten. Es geschah und natürlich gab es bei dieser Arbeit gelbe
Füße.
Daher der Spottname Gelbfüßler".
Genau diese Geschichte wird auch im Wortartikel Gelbfüßler
der 2. Auflage von Andreas Schmellers "Bayerischem Wörterbuch", München
1872, Bd. 1, 895 (in der 1. Auflage von 1831 noch nicht!) zitiert und
es heißt hier: "Gelbfüßler einer der vielen
Spottnamen, mit denen
die Schwaben von ihren Nachbarn beehrt werden". Auch der Wortartikel Gelbfüßler
im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm (Bd. 4,1,2, Sp. 2885
vom Jahr 1897) schreibt: "vor zeiten ein Spottname der Schwaben bei
ihren
nachbarn".
Allerdings gibt es auch Belege aus anderen Regionen, wie aus folgender
Zuschrift von Herrn Grzegorz Supady aus Allenstein/Polen vom Jahr 2017
hervorgeht:
Der polnische Komödiendichter Aleksander Fredro (1793-1876) erzählte im
Zusammenhang mit seinem Aufenthalt in Schlesien während der
Napoleonischen Kriege im Jahr 1813 eine Art „urbane Geschichte“, die
mit Görlitz verbunden war. Sie betrifft die so genannten Gelbfüßler –
kaiserfreundliche Bewohner der Neißestadt, die sich sehr großzügig
gegenüber dem Herrscher erweisen wollten. Die Görlitzer Bürger fassten
nun den folgenden Entschluss: um die Gunst des Kaisers zu gewinnen,
wollten sie ihm möglichst viele Eier schenken. Diese wurden in die
Fässer von einigen emsigen Leuten mit Füßen gestampft, die dadurch
natürlich schnell gelb wurden. Dass es sich dabei um einen
Necknamen, etwa in der Art wie Schildbürger, handelt, beweist der
Artikel von Rudolf Post ( http://www.gabsm.de/rp/gelbfues.html,
Zugriff: 11.09.2017). Daraus ergibt sich noch, dass diese Volkssage
besonders in Baden verbreitet war und auf irgendwelchen Umwegen auch
ins schlesische Görlitz gelangt sein muss.
Wenn wir für das 19. Jahrhundert und
die Zeit davor die Belege Revue passieren lassen, so können wir
festhalten, dass mit Gelbfüßler fast stets Schwaben
geneckt werden, wobei offen bleiben muss, ob dabei Schwaben
im heutigen enger gefassten Verständnis (Bewohner von Württemberg) oder
in einem weiteren Sinne (Südwestdeutsche) gemeint sind. Immerhin
begegnen uns auch schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts drei
sehr verschiedene Erklärungen zur Herkunft (Äthiologien), nämlich
erstens: Waten durch Kot, zweitens: eine Schwanksage (Eier eintreten)
und drittens: eine Erklärung, die auf gelbe Bekleidungsteile (gelbe
Lederhosen, gelbe Livree) abhebt.
Wenn in den
obigen Belegen mit Gelbfüßler in der Regel Schwaben
allgemein bezeichnet werden, so ist jedoch festzustellen, dass es
daneben in Schwaben selbst und seiner Umgebung wiederum einzelne Orte
oder Gebiete gibt, die speziell mit Gelbfüßler
geneckt werden. Die Fülle der Zuweisungen wird deutlich in Hugo Mosers
Buch "Schwäbischer Volkshumor, die Necknamen der Städte und Dörfer in
Württemberg und Hohenzollern, im bayerischen Schwaben und in Teilen
Badens sowie bei Schwaben in der Fremde, mit einer Auswahl von
Ortsneckreimen" (1. Auflage Stuttgart 1950, 2. erw. Auflage Stuttgart
1981). Der Neckname Gelbfüßler wird nach Moser (2.
Aufl. S. 36, 205, 358) neben den Bopfingern auch den Bewohnern von
Geislingen (Ostalb), Stetten (Rems-Murr), Schelklingen (Alb-Donau),
Kappishäusern (Esslingen), Immenstaad (Bodensee), Hartheim
(Zollernalb), Conweiler (Enz), Bauschlott (Enz), Pforzheim,
Schwäbisch-Hall, Landsberg und den an Memmingen angrenzenden
Oberschwaben nachgerufen.
Interessant für das
Alter und die Chronologie des Necknamens ist, dass er auch in
osteuropäischen Gebieten vorkommt, die vor 200 und mehr Jahren von
Deutschen aus dem mittelrheinisch-schwäbischen Raum besiedelt wurden.
So wurden in Bessarabien und in der Kolonie Baden bei Odessa die
Siedler aus diesen Gebieten mit Geelfüaßler oder geelfüaßige
Schwobe geneckt (Moser, 2. Aufl. 520, 528). Nach Auskunft
von Frau
Dr. Larissa Naiditsch (St. Petersburg, jetzt Hebräische Universität
Jerusalem)
hat sie das Reden von den gelbfüßigen Schwaben sogar
bei Rußlanddeutschen in Kasachstan gehört, sogar mit der Erzählung,
dass da die Eier an die russische Zarin abzuliefern gewesen seien. Das
Pfälzische Wörterbuch (Bd. 3, Stuttgart 1976-1980, Sp. 162) belegt Geelfieß
und Geelfießler als Necknamen für die
Bewohner von Johannisfeld und Filipowa in der Batschka. Der Neckname
muss also schon vor über 200 Jahren aus den Ursprungsgebieten
mitgebracht worden sein.
Der zeitlich früheste
Beleg, der mir bekannt ist und der den Necknamen Gelbfüßler
(wenn auch nicht ausschließlich) auf die Bewohner von Baden bezieht,
ist der entsprechende Eintrag im 1. Band des Elsässischen Wörterbuchs
(Straßburg 1899), S. 152. Dort steht: "Gël(b)füessler m.
Schwabe, eingewanderter Altdeutscher, bes. Badenser". Auch das
Schwäbische Wörterbuch von Hermann Fischer (Bd. 3, Tübingen 1911, Sp.
265), kennt (neben dominierendem schwäbischen Bezug) auch schon die
Anwendung auf Baden, dort heißt es, dass im Mund der Bewohner des
nördlichen württembergischen Schwarzwalds die westlich angrenzenden
Badener Gelbfüßler genannt würden.
Auch das Badische Wörterbuch (Lahr 1925 ff.), dessen Wortartikel Gelbfüßler
im Band 2, S. 349 im Jahr 1957 publiziert wurde, kennt
den Necknamen für Orte, die in der Nähe der schwäbischen Landesgrenze
liegen.
Genannt werden: Bauschlott, Pforzheim, Unterbalbach, Hartheim (bei
Meßkirch)
und Immenstaad. Neuere (nicht publizierte) Belege nennen Baden-Baden,
Gernsbach,
Elgersweier, Steinenstadt. Daneben dokumentiert das Badische Wörterbuch
aber auch schon einen Beleg von 1919, der den Necknamen auf ganz Baden
bezieht. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mehren sich dann die
Belege, die Gelbfüßler als generellen Necknamen für
die Badener nennen,
so z. B. Albert Bertsch, der in seinem Wörterbuch der Kunden- und
Gaunersprache
(Berlin 1938, S. 73) schreibt: "Badenser: Gelbfüßler". Auch die an
Baden
angrenzenden großen Dialektwörterbücher, das Südhessische und
Pfälzische
Wörterbuch dokumentieren in den Wortartikeln Gelbfüßler den
Bezug
des Necknamens auf Einwohner von Baden.
Als
Ergebnis kann festgehalten werden: Die hier ausgebreiteten Belege
zeigen deutlich, dass der Neckname Gelbfüßler vor
dem 20. Jahrhundert ausschließlich auf Schwaben oder Orte im
schwäbischen Umkreis bezogen
wurde. Von Orten, die im Grenzgebiet zwischen Württemberg und Baden
lagen,
wanderte er dann nach Baden, wo er in der 1. Hälfte des 20.
Jahrhunderts
als Neckname für die Badener schlechthin reüssierte, während der
schwäbische
Bezug allmählich verblasste.
Diese Wanderungsgeschichte
erklärt aber noch nicht die Motivation des Namens. Was war der
ursprüngliche Anlass für diese Namengebung. Der Beleg bei Fischart
macht klar, dass man schon im Jahr 1580 den Schwaben gelbe
Füß nachsagte. Ist die Ursache ein historischer Hintergrund,
z. B. das Barfußlaufen aus Armut oder fußt die oben erwähnte
Schwanksage vom Eiereintreten tatsächlich auf einer wahren Begebenheit
oder ist doch eine charakteristische gelbe (Bein-)Bekleidung, wie sie
Schmid 1831 erstmalig in die Diskussion einführt, die Ursache? Bisher
ist dies nach den Belegen kaum zu entscheiden. Für die Schwanksage
könnte sprechen, dass nach den Auskünften Hugo Mosers (Schwäb.
Volkshumor, 2. Aufl. S. 36) die Bewohner von Derendingen bei Tübingen
nicht nur Gelbfüßler sondern auch Oierträppler
genannt werden, ein Neckname der in Varianten wie Oiertapper,
Eierstampfer oder Eiertreter in anderen
schwäbischen Orten auftaucht.
Für die anderee
Deutungsmöglichkeit, also die gelbe Beinbekleidung spricht, dass im
Schwäbisch-Alemannischen Fuß auch die gesamte
untere Extremität, also das Bein bezeichnet. Eine immer wieder (in den
verschiedensten Variationen) zu hörende Erklärung ist, dass es sich um
hirschlederne Hosen, Gamaschen, Stiefel, Strümpfe usw. handele, die
diverse badische Truppenteile als Uniform trugen. Nach Auskunft des
Wehrgeschichtlichen Museums in Rastatt, sollen gelbe, hirschlederne
Hosen tatsächlich bei badischen Truppenkontingenten vorgekommen sein,
doch ob diese dann wirklich zu diesem Necknamen geführt haben, ist in
älteren Quellen nirgends belegt. Im Internet kursiert, mit Berufung auf
die Stuttgarter-Nachrichten Online vom 24.04.2002 als Variante hierzu
folgende Version: "Im 17. Jahrhundert hat angeblich Markgraf Ludwig
Wilhelm von Baden-Baden, der legendäre Türkenlouis, seine zum Teil in
gelben Strumpfhosen bekleideten Truppen in die Schlacht geführt".
Leider werden hierzu keine weiteren Belege geboten, die Substanz und
Alter dieser Erklärung verifizieren könnten. Und selbst wenn die
Truppen des Türkenlouis tatsächlich gelbe Strumpfhosen getragen hätten,
so ist damit noch lange nicht gesagt, dass man sie als Gelbfüßler
bezeichnet hätte.
Sicher ist, dass eine oft zu
hörende weitere Erklärung, dass der Name daher käme, weil bei den
Badenern Gelb in der Landesfarbe vorherrscht, eine relativ neue,
sekundäre Entwicklung wiederspiegelt. Der früheste
mir bekannte Beleg stammt aus dem Jahr 1919 von Philipp Lenz (Badisches
Wörterbuch 2, 349). Auch Hugo Moser erklärt in seinem oben erwähnten
Buch
"Schwäbischer Volkshumor" (2. Aufl. S. 205) die Gelbfüßler
in
Pforzheim und Hartheim (Zollernalb) mit den "gelb-rot-gelben badischen
Landesfarben". Dass Gelb mit dem Land Baden in Verbindung gebracht
wird,
belegt auch der Rotwelsch-Gebrauch. Hier wird, nach dem oben schon
genannten
Gaunersprach-Wörterbuch von Albert Bertsch (S. 73) das Land Baden als Gelbmatine
(Matine = rotwelsch 'Gegend, Land')
bezeichnet,
Bayern dagegen als Blaumatine oder Preußen als Schwarz-Weiß-Matine.
Die relativ junge Deutung der Necknamenherkunft über die badischen
Landesfarben, könnte aber ein Grund sein, warum der Neckname Gelbfüßler
sich in neuerer Zeit stark auf Baden konzentriert hat. Man
glaubte, einen einsichtigen Grund zu haben, der dem Namen einen
deutlichen Schub an Gebrauchsvitaltät vermittelt haben könnte.
Zusammenfassend kann also festgehalten werden: Der Name Gelbfüßler
ist schon relativ alt und wird ursprünglich auf Schwaben bezogen. Von
Orten im schwäbischen Grenzbereich, wandert er im Laufe der Zeit nach
Baden, wobei seine Vitalität immer wieder durch verschiedene
Herkunftserklärungen gestützt und neu belebt wird. Als Erklärungen, die
in verschiedenen zeitlichen Schüben dem Namen beigegeben werden, sind
zu nennen: Gelbe Füße durch armutsbedingtes Barfußlaufen und Waten im
Kot; gelbe Füße vom Eiereintreten für eine herrschaftliche Abgabe;
gelbe Füße wegen gelber Fuß-, Beinbekleidung (hirschlederne Hosen) und
zuletzt Gelbfüßler wegen des Vorherrschens von Gelb
in den badischen Landesfarben.
Wie dem auch
sei, der Name ist heute für die Badener gut eingeführt und es gibt,
egal welcher Deutung man zuneigt, keinen Grund sich dafür zu schämen.
Er kann, wie dies ja schon die Musikgruppe Gälfiäßler
seit Jahren zeigt, selbstbewußt geführt werden. Immerhin wissen wir
nun, dass seine Ursprünge mehr als 400 Jahre zurück liegen.
Für Ergänzungen und weitere Hinweise mit Angabe der Quellen
bin
ich immer dankbar.
Rudolf Post (c) 2007, letzte Aktualisierung 12.09.2017
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